Dokumentation zur Ausleihe der Wanderausstellung
Paul Juon – Bündner Komponist aus Moskau
Spät geboren, früh vergessen, neu entdeckt
Unsere Ausstellung kann von Ihnen ausgeliehen werden!
Zur Bedeutung Paul Juons (1872 – 1940)
Paul Juon ist in vieler Hinsicht ein ‘Grenzgänger’. 1872 wird er als Enkel eines aus Masein ausgewanderten Bündners in Russland geboren. Nach seiner Ausbildung wirkt der bedeutende Komponist, Theoretiker, Bearbeiter und Musikpädagoge 30 Jahre als Professor für Komposition an der Berliner Musikhochschule, der heutigen Universität der Künste in Berlin.
1934 emigriert er nach Vevey, der Heimat seiner zweiten Frau, wo er 1940 stirbt.
Ein Grenzgänger ist er nicht nur geographisch, sondern er lebt in einer Zeit, in der die Welt politisch im Umbruch ist, aber auch musikalisch – zwischen Romantik und Moderne.
Mit seinem Kompositionslehrer Tanejew teilte Juon die tiefe Verehrung des damals zum Vorbild gewordenen Musikers Tschaikowsky. Dessen Einfluss durchzieht wie ein roter Faden das Schaffen seines Enkelschülers Paul Juon. Am deutlichsten tritt die Beeinflussung in der Klavier- und Kammermusik in Erscheinung.
Am Aufbruch in die Moderne beteiligte sich Paul Juon zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Metrik und Rhythmik. Von den unregelmässigen Rhythmen der russischen Volksmusik inspiriert, entwickelte er 1903 erstmals in seinen ‘Neuen Tanzrhythmen’ op. 24 für Klavier zu vier Händen metrische Reihen. Er setzte sie aus unterschiedlichen Taktarten zusammen und schuf damit die Grundlage der variablen Metren, die um 1950 ebenfalls in Berlin der Komponist Boris Blacher in die Neue Musik einführte.
Juon ist nicht nur als Komponist einflussreich, sondern hat auch eine Reihe namhafter Schüler ausgebildet wie z. B. Hans Chemin-Petit, Philipp Jarnach, Heinrich Kaminski, Nikos Skalkottas, Pantscho Wladigeroff und Stefan Wolpe. Seine manchmal etwas schwerblütige Klanglichkeit verlangt einen aktiven Zuhörer, doch die erfolgreiche Juon-Renaissance beweist, dass sich immer mehr Leute von seiner Musik faszinieren lassen!
Inhalt und Aufbau der Ausstellung
a) 15 grosse Tafeln
Der Hauptteil der Ausstellung besteht aus 15 grossen Tafeln von 140 cm Höhe und 70 cm Breite, die inhaltlich je einem Thema gewidmet sind. Auf jeder Tafel befindet sich ein Leitabschnitt, der innerhalb kurzer Zeit einen Überblick verschafft, sowie vertiefende Informationstexte, Abbildungen in Form von Fotografien und illustratives Dokumentationsmaterial mit den jeweiligen Bildlegenden dazu. Durch diesen Aufbau ist die Ausstellung attraktiv sowohl für eilige Leser wie auch für diejenigen, die sich Zeit nehmen und tiefer in die Materie eindringen wollen. Sie kann genau so gut längere Zeit am gleichen Ort oder als zusätzliche Attraktion im Foyer an einem Konzertabend gezeigt werden.
Tafel 1 ist die Starttafel, Tafel 15 dient als Blickfang. Die restlichen dokumentieren in chronologischer Ordnung das Leben und die Entwicklung Juons, werden jedoch ab und zu von Tafeln unterbrochen, die mit speziellen Aspekten bekannt machen. Es ist dies einmal der berühmteste Studiengefährte Juons, Sergej Rachmaninow, dann die Berliner Musikhochschule mit ihren Lehrern Woldemar Bargiel und Joseph Joachim oder Juons internationaler Schülerkreis. Mit je einer Tafel werden Juons rhythmische Experimente und seine kaum bekannten Bearbeitungen akzentuiert, ferner das kammermusikalische und das sinfonische Schaffen. Die reichhaltige Korrespondenz mit Berufskollegen oder seinem Berliner Verleger Robert Lienau und die lange stockende Rezeption von Juons Werk nach 1940 runden die Ausstellung ab.
Die Tafeln sind mit viel schöpferischer Fantasie so konzipiert und gestaltet, dass die Dokumente von einer Farbigkeit und Lebendigkeit erfüllt werden, die der Person und dem Schaffen Paul Juons visuell gerecht wird.
01 Starttafel 02 Bündner in Russland 03 Musikstudium in Moskau 04 Moskauer Studiengefährten 05 Komponieren im Banne Tschaikowskys 06 Die frühen Berliner Jahre 07 Russische Avantgarde in Berlin 08 Aufbruch in die Moderne | 09 Tradition und Erneuerung 10 Durchbruch mit Orchestermusik 11 Theoretiker und Lehrer 12 Bearbeiter und Herausgeber 13 Ausklang am Genfersee 14 Erinnerung und Wiederentdeckung 15 Blickfang |
b) 4 kleine Tafeln
Sie sind ebenfalls hochformatig, 38 x 21 cm. Drei davon enthalten eine tabellarische Biografie Juons, das Verzeichnis der Hauptwerke sowie die Sponsorenliste. Die vierte, eine Sondertafel ‘Hommage à Thomas Badrutt’, ist dem Gründer der Int. Juon Gesellschaft (IJG) gewidmet.
c) Hörstation
Sehr wünschbar ist, dass der Aussteller eine Hörstation zur Verfügung stellt zur akustischen Annäherung an den Komponisten. Eine CD mit 12 Hörbeispielen kann mitgeliefert werden (inkl. laminiertem Inhaltsblatt). Damit lässt sich Paul Juons Entwicklung vom slawisch geprägten Spätromantiker bis zum experimentierfreudigen Wegbereiter der Neuen Musik kontinuierlich verfolgen. Die Hörerin, der Hörer werden dabei feststellen, dass sie es mit einem Ausdrucksmusiker par excellence zu tun haben, mit einem eigenwilligen Komponisten, dessen Klangsinnlichkeit sie ebenso faszinieren dürfte wie die poetischen Qualitäten oder das handwerkliche Raffinement.
d) Zum Lieferumfang gehört auch das Original einer Zusammenfassung der Ausstellung (Bedeutung Paul Juons, Biografie, Werkverzeichnis, Hinweise auf die Int. Juon Gesellschaft). Damit können nach Bedarf Flyer hergestellt werden, welche die Ausstellungsbesucher mitnehmen können.
Zusatzveranstaltungen zur Ausstellung
Konzert
Es ist möglich, im Rahmen der Ausstellung eine oder mehrere Konzertveranstaltungen zu organisieren. Die PJG ist Ihnen gerne behilflich mit verschiedenen Programmvorschlägen und möglichen Ensembles. Anfragen bitte an den Präsidenten Martin Lucas Staub: staub@juon.org
Technische Spezifikationen
- 15 grosse Tafeln, 140 x 70 cm, Hochformat
- 4 kleine Tafeln, 38 x 21 cm, Hochformat
- Alle Tafeln sind auf 3 mm dicke, steife und nur je ca. 3 kg schwere Dibond-Tafeln direkt aufgedruckt. Jede Tafel hat eine einfache, sinnreiche Aufhängevorrichtung.
So lässt sich die Ausstellung in kurzer Zeit auch auf begrenztem Raum aufbauen (zum Beispiel im Foyer eines Konzertsaales etc.). - Die ganze Ausstellung ist in einer Holzkiste von ca. 100 kg Gewicht verpackt:
Länge 150 cm, Breite 76 cm, Höhe 35 cm, stirnseitig je 2 Traggriffe - Es können zusätzlich auch zusammensteckbare Ausstellungswände mitgeliefert werden.
Ausleihbedingungen
- Das Ausstellungsmaterial kann über www.juon.org –> Ausstellung ausleihen angefordert werden.
- Die Ausstellung muss vom Leihnehmer in Winterthur (Schweiz) abgeholt und dorthin zurückgebracht werden.
- Mit der Unterschrift des Ausleihvertrages übernimmt der Aussteller die Verantwortung für sorgfältige Behandlung und haftet vollumfänglich für allfällige Schäden.
- Ausser einem Unkostenbeitrag von CHF 100.- entstehen ihm keine weiteren Kosten.
Wanderausstellung
Die Ausstellung wurde/wird gezeigt in:
- Chur 2010, April – Juni
- Aarau 2010, Mai
- Königsfelden 2010, Mai
- Segl/Sils Maria 2011, Juli
- Zuoz 2011, Juli/August
- Berlin, Universität der Künste 2012, Oktober/November
- St. Moritz 2013, August
- Zillis 2014, April – Oktober
- Bern 2014, Dezember
- Langenbruck 2015, Mai
- Tschiertschen 2019, September
- Ermatingen 2022, August
- Appenzell 2022, August – Oktober
Detaillierte Auskünfte
staub@juon.org
(Martin Lucas Staub, Präsident Paul Juon Gesellschaft)
Konzept, Dokumentation und Texte
Walter Labhart
Grafische Gestaltung und Lithografie
Sonja Schenk
Projektleitung
Georg Jäger
Ein Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Kulturforschung Graubünden ikg und der Internationalen Juon Gesellschaft IJG